365 Tage Sufi-Weisheit
"The bowl of Saki" - "Die Schale des Schenken" nannte Hazrat Inayat Khan seine Sammlung von Aphorismen, 365 Weisheiten für jeden Tag des Jahres. "Saki" ist ein Begriff aus der persischen Dichtung und bedeutet im wörtlichen Sinn: der, der Wein einschenkt, der Schenke. Im übertragenen Sinn ist es derjenige, der uns in Ekstase versetzt.
01. Mai
Alle guten Dinge - Reichtum, Freunde, Liebe und Gegenliebe, Freundlichkeit - kannst du haben, sobald du gelernt hast, dich von ihnen nicht blenden zu lassen und nicht enttäuscht oder unwillig zu sein, wenn du erkennst, dass die Dinge nicht so sind, wie du sie haben möchtest.
02. Mai
Die Wahrheit braucht nicht verhüllt zu werden, denn sie verhüllt sich von selbst vor den Augen der Unwissenden.
03. Mai
Wir dürfen unserem Gemüt nicht erlauben, von anderen als Werkzeug benutzt zu werden. Wer sein Gemüt nicht zu lenken weiß, dem fehlt es an Beherrschung.
04. Mai
Für das Gemüt ist Ruhe ebenso notwendig, wie für den Körper, und doch lassen wir es immer tätig sein.
05. Mai
Diejenigen haben der Menschheit die tiefsten Gedanken gegeben, die der Tätigkeit des Denkens und Fühlens Herr waren.
06. Mai
Die Einheit in der Erkenntnis ist viel größer als die Einheit in der Verschiedenartigkeit.
07. Mai
Das Leben im Jenseits gleicht einem Plattenschpieler: das Bewusstsein des Menschen bringt die Platten mit. Wenn sie harsch sind, bringt das Instrument schrille Töne hervor; wenn sie schön sind, so spielt es schöne Weisen. Es wird genau wiedergeben, was der Mensch in seinem Leben erfahren hat.
08. Mai
Wer von seinen Augen abhängt, um zu sehen, von seinen Ohren, um zu hören, von seinem Mund, um zu sprechen, der ist noch tot.
09. Mai
Wir verhüllen unseren Geist mit dem Körper und stellen unser Licht unter den Scheffel. Wir erlauben dem Geist nie, sich seiner selbst bewusst zu werden.
10. Mai
Wenn wir uns ganz dem Gedanken an Gott hingeben, so ist alle Erleuchtung und Offenbarung unser.
11. Mai
Die Kommunikation mit Gott ist die beste Kommunikation,die wahre Spiritualität uns lehren kann.
12. Mai
Der Mystiker sehnt sich nach dem, was Omar Khayyam „Wein“ nennt. Nach dem Wein Christi. Wer davon trinkt, dem wird ewig nicht dürsten.
13. Mai
Unser begrenztes Selbst ist ein Wall, der uns vom Sein Gottes trennt.
14. Mai
Gottes Weisheit und Gerechtigkeit sind in uns und sind doch, durch den Schleier des begrenzten Ichs verborgen, weit entfernt.
15. Mai
Wer nach Belohnung ausschaut, ist kleiner als die Belohnung. Wer aber auf etwas verzichtet hat, ist darüber hinaus gewachsen.
16. Mai
Die Armut dessen, der Verzicht geleistet hat, ist wahrer Reichtum im Vergleich zu dem Reichtum dessen, der am Besitz klebt.
17. Mai
Liebe zu Gott ist ein Weiten des Herzens, und alle Handlungen des Menschen, der Gott liebt, sind Tugenden. Sie können nichts anderes sein.
18. Mai
Gott ist das Ideal, das die Menschheit zur höchsten Stufe der Vollkommenheit hebt.
19. Mai
Weise ist, wer einen Bekannten wie einen Freund behandelt. Töricht ist, wer einen Freund wie einen Bekannten behandelt. Unmöglich ist, wer Freunde und Bekannte wie Fremde behandelt – ihm ist nicht zu helfen.
20. Mai
Einsicht in das Leben ist die wahre Religion. Sie allein kann dem Menschen helfen, sein Leben zu verstehen.
21. Mai
Wer erkennt, dass das ganze Leben ein stetes Geben und Nehmen sein muss, der begreift die geistige Wahrheit und das Wesen der wahren Demokratie. Erst wenn sich dieser Geist im einzelnen Menschen entwickelt hat, kann die Welt auf eine höhere Stufe gelangen.
22. Mai
Das vollkommene Leben besteht darin, dem eigenen Ideal zu folgen, nicht aber die Ideale anderer zu kritisieren. Lass einen jeden seinem eigenen Ideal folgen.
23. Mai
Das Verlangen eines jeden Menschen entspricht seiner Entwicklung. Wozu er bereit ist, das ist wünschenswert für ihn.
24. Mai
Diskussion ist für jene, die behaupten: „Was ich sage, ist richtig, und was du sagst ist falsch.“ Ein Weiser sagt so etwas niemals, darum gibt es für ihn keine Diskussion.
25. Mai
Toleranz lässt sich nicht erlernen, sie entsteht durch Einsicht, der Einsicht, dass es jedem erlaubt sein soll, den Weg zu gehen, der seinem Temperament entspricht.
26. Mai
Solange ein Mensch ein Verlangen nach einem bestimmten Gegenstand hat, kann er nicht darüber hinausgehen.
27. Mai
Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg. Lass ihn sich seine Wünsche erfüllen, damit er dadurch fähig wird, über sie hinaus dem ewigen Ziel entgegen zu streben.
28. Mai
Das Ich zu beherrschen, heißt alle Dinge zu beherrschen.
29. Mai
Gott ist Liebe. Wenn im Herzen Liebe erwacht, so erwacht Gott darin.
30. Mai
Alle durch religiöse Unterschiede erzeugte Disharmonie in der Welt ist die Folge der menschlichen Verständnislosigkeit dafür, dass Religion EINS ist, die Wahrheit EINS ist, Gott EINS ist. Wie kann es da zwei Religionen geben?
31. Mai
Freundschaft für selbstsüchtige Zwecke zu missbrauchen, bedeutet, bitteres Gift in süßen Rosensirup zu mischen.
Bücher über interreligiöse Spiritualität, Mystik, Universalen Sufismus und Lebenshilfe